James HetfiledJames Hetfield, Showcase in London 1998, pic: Edgar Klüsener

Eine kleine Sammlung von Tourgeschichten aus den früheren Jahren Metallicas, die mir Lars Ulrich irgendwann 1989 erzählt hatte. Im Mittelpunkt stand fast immer Bassist Cliff Burton, der 1986 bei einem tragischen Busunfall in Schweden ums Leben gekommen war. Nicht gerade Spinal Tap, aber nah genug dran und in der Rückschau interessant zu lesen. Die Tourstories erschienen erstmals in der deutschen Ausgabe des Metal Hammer im Herbst 1989 und dann auch in den jeweiligen Landessprachen im Metal Hammer UK, Frankreich, Griechenland, Spanien, Ungarn und im holländischen Ardschok/Metal Hammer. In der historischen Rückschau ist vor allem die Episode in Corpus Christi interessant, die Metallica im Zentrum einer ‚Moral Panic‘ zeigt, der zeitgleich auch eine Reihe anderer Künstler in den USA zum Opfer fielen. 

Ein Mega-Act auf Tour? Kein Problem, alles bestens durchorganisiert. Eine ganze Heerschar professioneller Mitarbeiter kümmert sich um jedes Detail, und sei es auch noch so winzig, arrangiert Transport, Hotels, Interviews, die Gigs, die Promotion, stets bemüht, jedes Risiko, dass etwas schiefgehen könnte, von vornherein auszuschalten. Eine Welttour durchzuführen, erfodert absolute Generalstabsarbeit, auch bei Metallica, dem Underground schon längst entwachsener Superact der späten 80er. Mit Rock´n Roll im eigentlichen Sinn hat eine solch perfekt vorbereitete Worldtour kaum noch etwas zu tun, da gleicht die Geschichte schon eher einer minutiös geplanten Geschäftsreise für Topmanager eines Weltkonzerns. Italien? Okay, wir spielen die und die Dates, da und dort laufen Interviews, und den Rest der Zeit habt ihr frei zwecks Erforschung von Land und Leuten— oder Venedigs weltberühmten Kanälen. Was soll denn da noch großartig schiefgehen? Spinal Tap gehört längst der Vergangenheit an, von „Ride The Lightning“ trennt „And Justice for All“ Welten.

Aber Metallica war nicht immer der Topact unserer Tage, auch Lars Ulrich und Kollegen mussten wie jede neue Rockband  durch die harte Schule der Straße. Und aus jener Zeit gibt´s einiges zu erzählen, Geschichten, die purer Rock ’n’ Roll sind, Geschichten, wie sie so nur die Straße schreiben kann. Die Palette reicht von Katastrophen bis hin zu kaum glaublichen Ereignissen, die, jedes für sich, durchaus Stoff für abendfüllende tragischkomische Filme bieten könnten. Die ganz große Katastrophe, die Metallica „on the road“ ereilte, jener Unfall in Skandinavien, der Cliff Burton das Leben kostete, an dieser Stelle wieder aufzuwärmen, wäre mehr als geschmacklos, obgleich sie sehr wohl DAS entscheidende Eckdatum in der Karriere Metallicas darstellt. Beschränken wir uns also lieber auf andere kleine und große Desaster, denen immer gemeinsam ist, dass ihnen auch ein Hauch von Komik innewohnt, und begeben uns direkt an die Grenze zwischen den USA und Kanada.

Vergessen im Niemandsland…

Metallica
Pic: Wikipedia Commons

Ein Reisebus nähert sich der amerikanisch-kanadischen Grenze, fährt langsam an den Kontrollpunkt heran und stoppt schließlich. Drinnen ein Haufen langhaariger Jungs, Instrumentenkoffer, jede Menge Bierdosen – offensichtlich eine von diesen Rockbands auf Tour, eine Rockband allerdings, deren Namen den Grenzpolizisten beider Nationen zu jener Zeit noch herzlich wenig sagen dürfte. „Wohin des Weges, warum und wozu? Und irgendwas zu verzollen dabei? Drogen, Waffen? Und die Pässe bitte.“

Die Abfertigung nimmt einige Zeit in Anspruch. Niemand achtet sonderlich auf den jungen Mann, der aus dem Bus aussteigt und sich anschickt, sich etwas die Beine zu vertreten. Schnell gelangt er aus dem Blickfeld der Zöllner wie der eigenen Reisegesellschaft. Schließlich ist die Abfertigung beendet, die Musiker und ihr Tross versammeln sich wieder im Inneren des Nightliners und die Grenzbeamten kehren zurück in die warmen Wachstuben, zurück zu ihren Spielkarten oder was immer sonst sie zu ihrem Zeitvertreib zu unternehmen pflegten. Der Fahrer lässt den schweren Diesel an, langsam setzt sich der Bus in Bewegung, die Fahrt geht weiter, hin zum nächsten Konzert, weit hinein ins Landesinnere. Drei Stunden ohne Pause, immer weiter, vier Stunden und dann:  „Wo zum Teufel ist eigentlich Cliff???“ 

Cliff???!!!“ 

Hey Mann, der ist gar nicht im Bus!!!“ “Oh Shit! Wann ist der denn ausgestiegen, wir haben doch zwischendurch nirgendwo Halt gemacht. Habt Ihr schon mal auf dem Klo nachgesehen?“
Nee, da isser auch nich!“ „Scheiße! Wir müssen ihn an der Grenze vergessen haben!!!“

Und tatsächlich, während der Rest der Band munter in Richtung Konzert weiterreiste, war Cliff Burton an der Grenze zurückgeblieben, zum Erstaunen der Grenzer, die sich plötzlich mit einem einsam und verlassen wirkenden jungen Mann konfrontiert sahen, der da unversehens aus den Büschen auftauchte und verwundert nachfragte, wo denn seine Kollegen abgeblieben seien.
Lars Ulrich erinnert sich später noch gern an diese Tourepisode, vergisst aber nicht hinzuzufügen: „Dass sowas überhaupt passieren konnte, war ganz klar auch auf ein schlechtes Tourmanagement zurückzuführen. Zu Zeiten der „RTL“-Tour haben wir noch mit ausgesprochenen Amateuren zusammenarbeiten müssen. Heute könnte sowas schlicht nicht mehr vorkommen.“

No Remorse in Corpus Christi…

Okay Mann, wir wollen Dein gottverdammtes Geld, alles, verstehst Du ?!” Erschrocken und verwirrt musterte der Mann die beiden jungen Kerle, beide sicherlich nicht älter als 17 oder 18, die da so unversehens vor ihm aufgetaucht waren. „Mein Geld, no way, Mann. Sucht Euch doch ´n anderen, den ihr ausnehmen könnt.“ Nervös und offensichtlich bis zum äußersten angespannt stand das Duo vor ihm, tänzelte unruhig von einem Bein auf das andere. Dann begann einer der Jungs zu singen, mit monotoner Stimme, eine abgehackte Melodie und immer wieder die eine Zeile. No remorse… konnte der Mann so gerade verstehen, und immer wieder No remorse…

Plötzlich brach der Gesang ab und der Junge zog eine Pistole aus der Jackentasche, ein hässliches Ding und extrem gefährlich wirkend. „so Du willst nicht? Dann weißt Du, was Dich erwartet.“ Und er begann den kompletten Text des Metallica-Songs „No Remorse“ zu rezitieren. Schlagartig kam dem Mann das ganze lebensgefährliche Ausmaß seiner Situation zu Bewusstsein. Diese Kids, auch das erkannte er, waren heillos verrückt, total durchgeknallt, reden oder gar argumentieren konnte man mit denen sicherlich nicht mehr. Angst um sein Leben stieg in ihm auf, tiefe und unüberwindbare Furcht. „No Remorse, Mann“ schrie der Junge und legte die entsicherte Pistole auf ihn an.
Der Mann ließ sich in den Straßendreck fallen, brach zusammen, rutschte auf den Knien umher und flehte um sein Leben. „Nehmt alles, was ich habe, aber lasst mich am Leben ..“
No Remorse, keine Gnade, auch nicht für Dich!“, war die Antwort und mit einer ruckartigen Bewegung hob der Junge die Pistole an, zielte direkt in das Gesicht des Mannes und drückte ab… 
Nur wenig später wurden die beiden gefasst und vor ein Gericht in Corpus Christi gestellt. Während der eine zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, stand für den Todesschützen der Ausgang des Prozesses von vornherein fest. Als das Todesurteil schließlich verkündet wurde, stand er langsam auf, drehte sich zum Publikum hin, musterte für einen langen Augenblick die Anwesenden, darunter viele Journalisten aus allen Teilen Texas´, und begann dann zu singen „No Remorse..“

 

Der Fall machte Schlagzeilen in ganz Texas.

Eine kleine Weile später am Airport von Corpus Christi, Texas. Die Maschine mit Metallica an Bord war gerade gelandet und die Band drängte sich durch in Richtung Ankunftshalle. Alle waren in bester Stimmung, die „RDL“-Tour hatte sich bisher als voller Erfolg erwiesen, der Stern der Band war unaufhaltsam im Steigen begriffen, auch in den USA. Trotzdem war der Medienaufmarsch im Flughafen mehr als erstaunlich, einen solchen Empfang hatte die Band noch nirgendwo sonst erlebt. Fernsehkameras surrten und schoben sich neugierig an die einzelnen Musiker heran, ein wahres Blitzlichtgewitter brach über sie und ihren Tross herein und von allen Seiten wurden sie mit Fragen bombardiert.

Was zur Hölle ist hier los?????“

Lars Ulrich Jahre später dazu: “Wir hatten ja überhaupt keine Ahnung von dem , was kurz zuvor in Corpus Christi geschehen war. Der ganze Medienrummel hat uns förmlich überrollt.“
Während Metallica noch rätselten, was eigentlich los war, waren sie bereits zu DER Newsstory des Tages geworden. „Metallica are in town!“ verkündete das Fernsehen, das Radio und die Tagespresse. Ein Sturm der Empörung fegte durch Corpus Christi. „Diese Verbrecher, die unschuldige Kinder dazu verführen, Menschen umzubringen, sollten sofort der Stadt verweisen werden“, war noch die harmloseste Forderung der kochenden Volksseele. Andere forderten gar die Köpfe der Musiker, die erst durch einen Anruf vom Management überhaupt erfuhren, was hinter dem Rummel steckte.

James, als Autor der Lyrics von „No Remorse“ musste in einem langen Fernsehinterview Stellung beziehen zu den Lyrics und zu den Vorwürfen, dass erst der Song überhaupt den Teenager dazu gebracht habe, mit der Waffe in der Hand loszuziehen und Unschuldige umzubringen. Metallica waren auf einmal Monster, deren Konzert in Corpus Christi wegen der verderblichen Wirkung auf die Kids der Stadt mit allen Mitteln verhindert werden musste. Es kam zu Protestaktionen vor der Halle, Aufmärschen aufgebrachter Bürger vor dem Hotel und Drohbriefen und –anrufen. Der Fall machte Schlagzeilen in den gesamten Vereinigten Staaten. Das Konzert fand trotzdem statt…

Der Tag, an dem der Blizzard kam…

pic: Edgar Klüsener 1998

Buffalo im Staate New York, nahe an der kanadischen Grenze. Wir schreiben den Januar 1985. Ein verheerender Schneesturm fegt über Land und Stadt, unterbricht Strom- und Telefonleitungen, bedeckt Straßen meterhoch mit Schnee, knickt Bäume wie Streichhölzer und schneidet Buffalo von der Außenwelt ab. In den Straßen der Stadt nicht das geringste Anzeichen von Leben, nichts und niemand rührt sich. Vor einem der besten Hotels des Ortes stehst, halb eingeschneit, ein komfortabler Reisebus. Im Inneren des Hotels die Band und die mitgereiste Crew.

„Wann gibt´s denn hier verdammt noch mal was zu essen??? Hey, Ober, ist nicht bald Lunchtime?!“

„Es tut mir sehr leid, Sir, aber die Küche ist geschlossen, es gibt nichts!!!“

„Oh Shit, aber wir hängen doch mindestens einen Tag hier fest, bevor wir weiterfahren können. Sollen wir etwa die ganze Zeit hungern??? Ihr habt doch mit Sicherheit irgendwo Nahrungsmittel für das Personal gebunkert oder etwa nicht?“

„Haben wir schon, aber da kommt gerade mal das Personal mit zurecht. Sorry, Sir…“

Die Situation beginnt allmählich leicht tragische Aspekte zu bekommen. Da sitzt der gesamte Metallica-Tourtross in einem Hotel fest, zusammen mit einigen Bediensteten des Hauses, und es sind kaum Nahrungsmittel vorhanden. Die Stadt ist vollständig von der Außenwelt abgeschlossen, die Dauer des Zwangsaufenthaltes somit noch mehr als ungewiss, Nachschub ist nicht zu erwarten und die Hotelangestellten sind vorerst nicht bereit, ihre Vorräte zu teilen. Auch der Wink mit der Dollarnote hilft nicht viel weiter. Und draußen ist immer noch alles grau in grau, fegt der Sturm durch die Straßen und wirbelt dichte Wolken pulvrigen Schnees vor sich her. Gottseidank funktioniert wenigstens die Heizung noch. Die erste Nacht bricht herein und das Verhältnis zwischen Hotelbediensteten und hungernden Zwangsgästen wird zunehmend gespannter.

„Nun gut, wenigstens haben wir Zigaretten und Alkohol im Bus, damit werden wir den Magen schon für ne Zeit ruhig halten können.“
Also wird ein Roadie hinaus in das Unwetter geschickt, mit dem Auftrag, Alkoholika und Rauchwaren aller Art aus dem Bus zu holen. So kann, während draußen die Straßen in geisterhaft schmutzig-graues Licht getaucht werden, in der Geborgenheit des Hotels zumindest ein kleines Besäufnis gestartet werden, misstrauisch beäugt von einem Kellner des Room-Service, der schließlich selbst auch Durst bekommt und zudem noch feststellen muss, dass ihm die Zigaretten ausgegangen sind. Beides, Alkohol und Zigaretten, ist im Hotel nicht zu bekommen, die Bar ist unwiderruflich abgeschlossen, der Schlüssel unterwegs mit dem Barmann, dem das Unwetter alle Zugangswege zur Stadt und zum Hotel gnadenlos versperrt hat. Jetzt ein Bier…

„Entschuldigung Sir, könnte ich vielleicht einen Schluck abhaben.. und vielleicht auch noch ne Zigarette???“

Die Chance wird sofort erkannt und konsequent genutzt.

„Aber klar doch, Mann, allerdings hätten wir da ne kleine Vorbedingung. Du schleppst was zu essen ran. Alles klar?!“

Der Deal funktioniert zur beiderseitigen Zufriedenheit, zumal sich ihm auch andere durstige Angestellte bald anschließen. Zurück zur Tauschwirtschaft heißt die Devise, Bier gegen Brot und Tabak gegen Tortellini. Insgesamt drei Tage lang währt die Isolation in Buffalo, bis endlich die ersten Schneepflüge von außen den Kontakt zur Welt wieder herstellen, bis wieder Strom da ist und neue Lebensmittel geliefert werden können. Und bis es weitergehen kann zum nächsten Konzert.

Alle reden vom Wetter… wir auch!

Wir befinden uns auf der „Master Of Puppets“-Tour, irgendwo in Amerika. Rund zweitausend Fans tummeln sich vor der städtischen Halle, in der in dieser Nacht Metallica aufspielen sollen. Innen ist die große Bühne bereits aufgebaut worden, Helfer stehen gelangweilt herum und harren der Dinge, die schon längst hätten geschehen sollen. Schließlich fährt der Bus vor, sucht seinen Weg zum abgesperrten Backstage-Areal und parkt genau vor dem Bühneneingang. Heraus springen Metallica, sehen aufmerksam in die Runde und fragen dann erstaunt den örtlichen Promoter, der sie draußen empfängt: „Wo ist denn der Truck mit dem Equipment?“

„Tja, das fragen wir uns auch. Ich dachte, Ihr wüsstet das.“

„No way, man, keine Ahnung, ham die sich denn noch nicht gemeldet? Die hätten doch schon vor gut fünf Stunden hier sein sollen.“

„Nee, kein Anruf, nix. Aber kommt erstmal rein, Jungs.“

Die Halle macht einen imposanten Eindruck. Ein großer Innenraum, leer, eine riesige Bühne, leer… Und draußen vor der Halle beginnen die Kids zu skandieren. „Metallica, Metallica…“

Der Bus ist entdeckt worden, die Ankunft der Band eine rasend schnell verbreitete Nachricht. Alles drängt nun zum Ticket-Schalter. Die Band ist da, es wird also bald losgehen. doch der Schalter bleibt geschlossen.

„Hey, wir haben Nachrichten vom Truck. Die sind in einem Unwetter steckengeblieben, hundert Meilen von hier. Die können frühestens in fünf Stunden hier sein.“

„Schick sie weiter zum nächsten Auftrittsort!“

„WE WANT METALLICA…“ Die Kids werden allmählich unruhig.

„Hört mal Jungs, wollt Ihr nicht doch noch spielen? Ein oder zwei kleine Verstärker und ´n lüttes Drumkit können wir schon noch besorgen!“

Ein Blick von der Bühne in den riesigen Innenraum, auf die leeren Ränge, eine erste Vorstellung von der Akustik in der Halle, von Echo, Hall und Soundbrei.

„Vergiss es, Mann, so geht das nicht! Wir holen das Konzert späger irgendwann mal nach.”

„WE WANT METALLICA…“ Zweitausend Kids vor der Halle… Die Tickets behielten ihre Gültigkeit bis zum nächsten Metallica-Gig in dieser Stadt, Wochen später.

Hasch und Machinenpistolen, ein deutsches Trauma…

„Niemand verlässt den Bus, bleiben Sie bitte auf ihren Plätzen!“

Schauplatz: deutsch-niederländische Grenze. Die „Ride The Lightening“-Tour führt Metallica hinein ins Staatsgebiet der damaligen BRD. Schwerbewaffnete Bundesgrenzschutzbeamte mit umgehängten Maschinenpistolen und begleitet von Schäferhunden, letztere abgerichtet auf das Erschnüffeln von Betäubungsmitteln aller Art, entern den Nightliner. Während die Hunde ihre Nasen in alles und jeden hineinstecken, kontrollieren die Grenzer Pässe und Gepäck. Im oberen Stockwerk des Busses liegt derweil Cliff Burton im Halbschlaf und wundert sich über die merkwürdige Geräuschkulisse, die von unten herauf dringt. Schließlich wird es ihm zu bunt, bei diesem Lärm kann wirklich niemand mehr in Ruhe schlafen. Also erhebt er sich von seiner Liege und wirft einen Blick hinunter, genau auf einen Drogenhund, der sich auf die Treppe zu seinem Domizil zubewegt.

„Ach du große Scheiße!“

Cliff hat einen kleinen Klumpen Haschisch dabei, besten schwarzen Afghanen, ein bis zwei Gramm oder so. „Was tun??? Runterschlucken??? Iss wohl das beste…“
Als der Hund, gefolgt vom Lauf einer Maschinenpistole und dem dazugehörigen Grenzschützer bei Cliff anlangt, kaut dieser immer noch an dem trockenen Bissen und schluckt krampfhaft die letzten Brösel hinunter.

„Ihren Pass bitte.“

Der Hund schnuppert misstrauisch an Cliff herum, ist sich jedoch über den wahrgenommenen Geruch offensichtlich selbst nicht sicher und verliert schließlich das Interesse.

„Vielen Dank, gute Weiterfahrt..“

Langsam setzt der Bus sich wieder in Bewegung, an Bord ein Cliff Burton, dem es nach einiger Zeit immer komischer wird. Etliche 90 Minuten später ist der gute Mann so stoned wie nur selten zuvor in seinem Leben, als der schwarze Afghan seine Wirkung voll entfaltet. Der nächste Tag ist ein freier, und Cliff ist immer noch breit bis zum Anschlag. die Band findet´s lustig, albert herum mit Cliff, nimmt ihn hoch und amüsiert sich königlich über den verwirrten, zugeknallten Kollegen. Was soll´s schon, an diesem Tag ist eh kein Konzert. Das Konzert ist am nächsten Tag… Cliff ist immer noch stoned von seiner unfreiwilligen Cannabis-Mahlzeit. Die Band findet´s nicht mehr ganz so komisch, zumal Cliff abends auf der Bühne leichte Probleme hat, mit sich, der Musik und seiner Umwelt klarzukommen, geschweige denn, sich auf den Beinen zu halten. Erst am dritten Tag wurde Cliff allmählich wieder nüchtern und die Tour konnte problemlos weitergehen. Problemlos? Nun, irgendwas ging bei Metallica fast immer schief,aber das sind schon wieder ganz andere Geschichten, die wir vielleicht irgendwann später einmal erzählen werden…

Erstveröffentlichung / first published: Metal Hammer Germany 1989

C 1989/2022 Edgar Klüsener

2 Gedanken zu „Metallica: Geschichten, die die Straße schreibt“

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