Am 27. November veröffentlichen die Scorpions eine Sonderausgabe von „Wind Of Change“. Der Song hat mittlerweile 30 Jahre auf dem Buckel und ist spätestens seit dem Mauerfall zur Hymne der friedlichen Revolution geworden, die in den Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts Europa von Grund auf umgekrempelt hat. Die Box enthält eine CD, eine Vinylversion, die Partitur und, das eigentliche Schmuckstück, ein hochwertig aufgemachtes 84-seitiges Buch mit festem Einband. Das Buch, geschrieben von MuzikQuest-Chef Edgar Klüsener und illustriert mit exklusiven Fotos aus dem Archiv von Didi Zill und Klaus Meine, erzählt weit mehr als ‚nur‘ die Geschichte des Songs. Es nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das Europa der Nachkriegsjahrzehnte, dessen zwei Hälften, gespalten durch den beinahe undurchdringlichen Eisernen Vorhang, sich in scheinbar unversöhnlicher Systemfeindschaft bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstanden. Die Geschichte des Songs wird so auch zur Geschichte des Kontinents, erzählt vom Wind der Veränderung, der sich vom lauen Lüftchen zum Orkan steigerte und am Ende die bestehende Ordnung hinweg blies. Wie der Song erzählt auch das Buch von der Hoffnung, die Europa Ende der Achtziger und in den frühen Neunzigern erfüllte. Doch auch seitdem bläst der Wind der Veränderung ständig weiter, hat die Hoffnungen verweht, neue geschürt und stürmt nun durch eine Welt, die sich weiter radikal verändert. Tatsächlich, so das Fazit des Buches, ist ‚Wind Of Change‘ daher immer noch so aktuell wie in jenem Sommer des Jahres 1989, in dem Klaus Meine den Text zu dem Lied aufschrieb.
Die Scorpions, auch das macht das Buch klar, waren damals wie kaum eine andere Rockband dazu prädestiniert, einen Song wie ‚Wind of Change‘ glaubhaft zu schreiben. Ihre Karriere begann, als die Erinnerung an deutsche Massenmorde und Kriegsverbrechen in Europa noch ebenso taufrisch waren wie das Entsetzen vor dem kaltblütigen Blutdurst der selbsternannten Herrenmenschen. Wer damals als Deutscher Grenzen überqueren wollte, egal ob nach Holland, Frankreich oder Polen, musste das in Demut tun. Die Scorpions verstanden das wohl. Sie repräsentierten ein neues Deutschland, das die Schuld der Väter nicht verneinte und sich um Verständigung bemühte. Das wurde gerade auch in der Sowjetunion angenommen, dem Land das neben Polen mit Abstand am schrecklichsten unter den Naziverbrechen gelitten hatte.
Das Buch zeigt die Zusammenhänge auf und so wird es nachvollziehbar, warum ‚ausgerechnet‘ eine deutsche Hardrockband die Hymne der friedlichen Revolution geschrieben hat, die am Ende auch zum Fall jener Mauer führte, die Deutschland geteilt hatte.
Für die exzellente englische Übersetzung zeichnet Stefan Glietsch verantwortlich.