Goebbels war außer sich. Er sprang auf, trat wutentbrannt gegen einen Stuhl und stürmte aus dem Vorführraum. Über die Leinwand flimmerte der Nachspann des kleinen Filmchens, das den Reichspropagandisten so über die Maßen empört hatte. Zusammengeschnitten hatte das Werk kein Filmprofi, sondern ein gewisser Charles A. Ridley, ein Mitarbeiter des britischen Ministeriums für Information. Er benutzte Material aus Leni Riefenstahls Parteitag-Film „Triumph des Willens“ und unterlegte den Zusammenschnitt mit der Musik des „Lambeth Walk“, ein Modetanz, der Ende der 1930er ganz London im Griff hatte und auch unter urbanen deutschen Jugendlichen sehr beliebt war. Im damals sehr populären Musical „Me and My Girl“ setzt die Choreographie eine typische Straße im Londoner Cockney-Bezirk in Szene, in der Tänzer vor und zurückfluten und ihre Bewegungen mit hohen Tritten und ausladender Gestik akzentuieren. In Ridleys Zusammenschnitt hingegen bewegen sich nach diesem Muster marschierende Heeres- und Armeeformationen, während des Führers überzogen-dramatische Gestik verschiedentlich eingeblendet wird, die im Kontext dann noch weit lächerlicher wirkt als sie es in der Realität schon war.
Nachdem dänische Widerständler Kopien des Films in die Hände bekommen hatten, stürmten sie während der Besatzung durch die Deutschen häufig Kinos und zwangen die Vorführer, vor dem Hauptfilm Ridleys kleinen Propagandafilm zu spielen. In der Folge wurde der „Lambeth Walk“ in Dänemark in den 1940ern zum zweiten Mal ein Riesenhit.